Ganz so energiegeladen wie es der Titel vermuten lässt, war der Start in den Tag dann doch nicht:
6:30 Uhr, der Wecker klingelt. „Verdammt nochmal schon wieder vergessen auszuschalten, es ist doch Sonntag!“, schießt es mir durch den Kopf – „Lauf-Sonntag“, dämmert es mir im nächsten Augenblick. Also, halb so schlimm. Während die Kaffemaschine brummt, kündigen die ersten ins Badezimmer fallenden Sonnenstrahlen verheißungsvoll den letzten Akt der Winterlaufserie in Köln Porz an. Es scheint ein schöner Tag zu werden. Nach ausgiebigem Genuss von Kaffee und Rübenkraut – Toast (ein nostalgisches Element meiner Kindheit, welches ich bei meinem letzten Supermarktbesuch wiederentdeckt habe) mache ich mich langsam fertig für den Lauf, um plötzlich festzustellen, dass ich trotz frühen Aufstehens so viel Zeit verbummelt habe, dass es doch nochmal eng wird. Also im Laufschritt zum Bahnhof. Im Zug treffe ich Marko und in Köln holen wir Adrien noch Zuhause ab.
10:40 Uhr, alle Mann sind fertig umgezogen und wir laufen langsam zum Aufwärmen in Richtung Veranstaltung. Schon beim Aufwärmen wird mir klar, dass wird kein Tag für neue Bestleistungen. Die Beine sind verdammt müde und mein Magen hat sich von meinem letzten Ausflug an den Tresen wohl auch noch nicht vollständig erholt, also werden die Ziele runtergeschraubt. Ich nehme mir vor meine 38:20 vom letzten Mal zu wiederholen. Adrien hatte prüfungsbedingt wenig Zeit in Laufschuhen verbracht, so soll es dann auch „nur“ eine Zeit um 40:00 Minuten werden und Marko fühlt sich gut und nimmt sich eine Verbesserung auf eine 41er Zeit vor.
Am Start zeigen sich dann auch die negativen Seiten des sonnigen, frühlingshaften Wetters: Es hat die ganzen Schönwetterläufer, die die letzten Wochen noch im Winterschlaf vor dem Kamin lagen aus dem Bau gelockt. Also ist es brechend voll. Der Regen der letzten Tage hat den Untergrund aufgeweicht, sodass man sich im Startbereich schon teilweise an manche vergangenen Festivaltage erinnert fühlt.
Der Startschuss: Die Masse setzt sich in Bewegung. Ich hatte mir vorgenommen nicht zu schnell anzugehen, aber es wäre auch nicht möglich gewesen, da auf den ersten 500m die volle Konzentration zur Kollisionsvermeidung beim Überholvorgang notwendig ist. Nach der zweiten Kurve hat sich das Feld einigermaßen sortiert. Der Boden ist matschig und es ist leicht böig. Ich schaue auf die Uhr: – Ich bin ganz gut weggekommen. Langsam finde ich meinen Tritt. Es geht über die bekannte Strecke: eine matschige Waldgerade, eine leicht zu einer Brücke hin ansteigenden Fahrradweg entlang, wieder ein paar hundert Meter Matsch, einen weiteren Fahrradweg entlang bis wir schließlich wieder in den Wald einbiegen und letztlich in die zweite Runde starten.
18:45! Wow, mit der Durchgangszeit hatte ich nicht gerechnet. Und auch nicht geplant. Innerlich noch euphorisch biege ich erneut auf die Gegengerade ein. Wie ein Schlag trifft mich der mittlerweile aufgekommene Wind. Ich weiß, ich muss Tempo rausnehmen. – „Aber es läuft doch gerade so gut…“ – Ich nehme zu wenig Tempo raus. Und kriege prompt die Quittung beim Anstieg zur Brücke. Mein Oberschenkel zwickt, ich bekomme anfängliches Seitenstechen und meine Pace sinkt auf 4:30 min/km. Aus, der noch junge Traum von der neuen Bestzeit. Läufer überholen mich. Ich schaue auf die Uhr. Noch 3 km, also nochmal alles oder nichts. Ich gebe wieder Gas. Einige der Läufer, die eben zum Teil in Affentempo an mir vorbeigehastet sind, scheren zur Seite aus und geben auf. „Hah, die kochen also auch nur mit Wasser! Das passiert dir nicht! Zähne zusammenbeißen!“, formuliert sich ein motivierendes Credo hinter meiner Stirn. Meter für Meter laufe ich nochmal eine Lücke zu, bevor es zum Schlussspurt übergeht. Das Ziel! Meine Pumpe hämmert wie meine eigene mich anfeuernde Rhytmusgruppe. Endlich! ich schaue auf die Uhr! 38:17! Zufriedenheit stellt sich ein. Um 3 Sekunden schneller als vor zwei Wochen. Dem Wind und den Trainingskilometern der letzten Wochen musste ich Tribut zollen, aber ich konnte die Zeit von vor zwei Wochen wiederholen. Adrien kommt in 39:53 ins Ziel und bleibt damit wieder unter 40 Minuten und Marko kann sich auf hervorragende 41:00 verbessern.
Ziele erreicht! -Was für uns auch insgesamt unser bis dato bestes Teamergebnis bedeutet.
Die gesamte Serie betrachtend blicken wir ebenfalls zufrieden auf unsere Platzierungen. Marko wurde 17. (5. AK), Adrien 9. (3. AK) und ich 6. (2. AK).
Um ein paar Wettkampfkilometer reicher, werden wir uns nun also gänzlich der Marathonvorbereitung verschreiben, auf das Madrid unser wahres Glanzstück werde und wir noch viele Euros für den guten Zweck erlaufen.