Sonntag, 7:51 Uhr. Was machen wir? Na klar, setzen uns zu acht (samt Mai als seelischem und fotografischem Beistand) in den Zug nach Köln. Unser erbarmungsloser Trainingsplan sieht schließlich für diesen Sonntag einen 10km-Test-Wettkampf vor – da machen wir doch mal brav mit.
Auf der Fahrt sind die einen nach begrenzt wettkampfkompatibler Samstagabendgestaltung entweder noch nicht ganz („Ziel für heute ist erreicht – ich habe den Zug bekommen!“), die anderen dank nahender Klausuren und Abgabefristen schon ziemlich wach („heute gehe ich nicht ins Bett, bevor die Bachelorarbeit steht“). Ja, man kann sogar noch studieren während des Marathontrainings: Karteikarten lernen sich auch ganz gut im Zug.
Spätestens nach der Ankunft in Köln-Ehrenfeld sind wir dann alle sowohl wach als auch warm: Einige von uns haben beschlossen, dass Warten auf die nächste S-Bahn was für Anfänger ist. Eine Minute Umsteigezeit reichen ja wohl dicke für einen Sprint vom Gleis zur Haltestelle!
So sind wir also eher als erwartet am Start im schönen Kölner Stadtgarten und haben Startnummernausgabe, Dixi-Klos, Materialzelt, Einlaufstrecke und Morgensonne fast noch für uns. Das mag auch daran liegen, dass unser Team für den ersten von zwei Läufen an diesem Tag angemeldet ist, den „Top-Lauf“. Also gilt: Unter einer Stunde ankommen oder eine Fahrt mit dem Besenwagen gewinnen.
Völlig ungewohnterweise haben wir vor dem Start jede Menge Zeit fürs obligatorische Startfoto – und dabei müssen wir uns nicht mal eine/n Fotograf/in suchen! So schön gelb wie wir sind im Starterfeld diesmal auch nur ein paar Herren mit Deutsche-Post-Logos auf dem Rücken. Gut! Wir fallen auf.
Der Lauf selbst verwöhnt uns mit einer flachen Strecke, bester Sonntagssonne, fröhlicher Musik aus den Lautsprechern und genauso fröhlichen Menschen am Streckenrand. Perfekt für einen Sonntagsspaziergang, könnte man meinen – aber ja, da war ja was. Zum Spazieren sind wir nicht hier.
Stattdessen drehen wir jeder, streckenweise gemeinsam, unsere drei Runden bis ins Ziel. Gut, dass nicht nur auf unseren Shirts, sondern auch auf den Startnummern unsere Namen stehen, denn so bekommt der ein ein oder andere noch einen Extra-Motivationsschub, wenn das Moderatorenteam seinen Namen ruft – oder einfach „Amnesty!“, darauf hören wir ja mittlerweile genauso.
Am Ende begutachten wir zufrieden, aber glücklich unsere Endergebnisse. Die können sich wie immer sehen lassen, allen voran ist Benni zu einer neuen Bestzeit von 37 Minuten und ein paar Zerquetschten gerannt. Und: Wir sind zweitbestes Team, direkt hinter dem DLC Aachen und vor einem Kölner Triathlon-Verein. Dabei sind wir noch nicht einmal ein Verein!!
Fünf Wochen vor dem Marathon sind wir also mehr als gut im Training. Man darf gespannt sein, was der Halbmarathon in zwei Wochen in Düsseldorf bringt. Und, ganz ehrlich: Auch wenn wir sie beim Laufen vielleicht noch beneidet haben – mit einem Sonntagsspaziergänger möchte doch eigentlich niemand von uns ernsthaft tauschen.
Weitere Bilder zum Flüchtlingslauf gibt es auf flickr!