Spätestens mit den gestrigen Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg wurde eines deutlich: In Deutschland lehnt eine große Zahl von Menschen die ankommenden Flüchtlinge ab. Doch woher kommt diese Abneigung?
Es ist zumeist eine diffuse Angst vor dem Fremden, ohne in persönlichen Kontakt mit Flüchtlingen gekommen zu sein. Geschürt wird diese Angst durch Beiträge auf Facebook und anderen Plattformen, in denen befürchtet wird, dass „die Flüchtlinge“ uns alles wegnehmen werden – sei es durch Diebstahl, sexuelle Belästigung oder die Inanspruchnahme von Sozialleistungen, so dass für „uns“ kein Geld mehr zur Verfügung steht.
Dieser vermeintlichen aber unkonkreten Gefahr werden erschreckende Einzelfälle aus Erfahrungsberichten zur Seite gestellt, die tausendfach verbreitet werden. Interessanterweise sind viele dieser Berichte schlichtweg Fälschungen, die bewusst Abneigung und Hass hervorrufen sollen. Ob einer dieser Berichte tatsächlich gefälscht ist, lässt sich der Webseite Hoaxmap entnehmen, auch wenn diese keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Einige der Straftaten dieser Erfahrungsberichte sind schlimm, keine Frage. Aber mindestens genauso schwerwiegend sind die Folgen des Hasses, die sich in Gewalt gegen Flüchtlinge manifestiert. Das muss man sich mal in aller Deutlichkeit bewusst machen: Menschen, die vor Krieg geflohen sind und traumatisierende Erlebnisse hinter sich haben, die uns zum Glück seit mehr als 70 Jahren nicht wiederfahren sind, müssen sich auch hier vor Brandanschlägen und ähnlichem in Acht nehmen.
Menschen, deren einzige Untat es war, nach Deutschland zu kommen. Man stelle sich nur vor, wir müssten vor Krieg fliehen und würden so in einem anderen Land empfangen werden. Ist das die Art und Weise, wie wir behandelt werden wollten?
Dabei zeigt auch die Vergangenheit, dass kulturelle Einflüsse von Außen unser Leben bereichern und zu positiven Dingen führen. Nicht nur durch Döner und Pizza, sondern auch durch Moderatoren und Schauspieler wie Aiman Abdallah und Elyas M’Barek oder die japanische Gemeinde in Düsseldorf, die seit mehr als 50 Jahren das Stadtbild prägen. Es ist wichtig, diese Sachen immer wieder zu verdeutlichen, nicht nur sich selbst, sondern auch all denen, die skeptisch auf Flüchtlinge schauen.
Die gestiegene Wahlbeteiligung zeigt zumindest, dass sich mehr Menschen für Politik interessieren und sich zumindest durch Wahlen daran beteiligen wollen. Die Menschen, die Angst vor Flüchtlingen haben und darum rechtspopulistische Parteien wählen, sind die Menschen, mit denen man sich auseinandersetzen sollte.
Ich würde mir wünschen, wenn man konstruktive Diskussionen mit diesen Menschen führt und dazu beitragen kann, dass deren diffuse und unkonkrete Angst ersetzt wird durch eine eigene Meinung basierend auf Erfahrungen. Es wäre wünschenswert, wenn diese Menschen nicht nur über Flüchtlinge sprechen, sondern mit ihnen.
Vielleicht kommt dann auch die Erkenntnis, dass die einzelnen Menschen aus Syrien oder Eritrea doch gar nicht so schlimm sind wie bisher befürchtet.