Ruhig war es um Aachen hat Ausdauer seit Madrid – etwas zu ruhig! Einen Eindruck, den nicht nur ich exklusiv habe und so kommt es zu dem einen alles entscheidenden Moment: Wir haben den 8.7.2014. Ein historischer Abend: Miroslav Klose wird Rekord WM Torschütze, Deutschland schlägt Brasilien mit 7:1!, was für die Seleção die höchste Niederlage in ihrer Turniergeschichte bedeutet, und Aachen hat Ausdauer beschließt mit einem neuen Projekt in eine zweite Runde zu gehen: Im nächsten Frühjahr bis Frühsommer werden wir uns erneut sportlich auf eine amnesty–gelbe Mission begeben und es wird sich hierbei nicht um einen Marathon handeln.
Eine ziemlich vage Aussage, ich weiß, aber ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel spoilern und den verantwortlichen Hauptorganisatoren den Spaß verderben, schon bald wird es hierzu mehr Informationen geben. Des Weiteren haben wir beschlossen in Vorbereitung auf dieses Event unseren wöchentlichen Lauftreff wieder aufleben zu lassen (dienstags 18:30 Uhr auf der Finnbahn am Königshügel) und ggf. an dem ein oder anderen lokalen Wettkampf teilzunehmen. Letzteres ist dann auch der eigentliche Anlass für meinen Bericht.
10 Wochen Pause mit eher bescheidener sportlicher Betätigung liegen hinter mir, als Matthias nach besagtem historischen Abend anfängt das Lauftraining wieder zu forcieren und mich dabei mit antreibt. 10 Wochen Pause, gezeichnet von Regenerations-Kuchen, WM-Bier und „Klausurvorbereitung“ im der Sonne des Westparks. Das Resultat: die Berge sind irgendwie länger geworden, Kobolde haben mir scheinbar Gewichte in die Laufschuhe gepackt und meine Waage muss auch kaputt sein. Uns wird klar: Wir brauchen ein kleines zeitnahes Ziel, einen Wettkampf. Zur Standortbestimmung. Um wieder reinzukommen. Also melden wir uns für „die 10 Meilen von Köln“ an. Drei Wochen Training vergehen wie im Flug und so langsam läuft es wieder. Die Motivation ist wieder da. Die Vorfreude, die Anspannung am Abend vorher, wenn man in Erwartung des Wettkampfes früh ins Bett geht, um festzustellen doch noch nicht einschlafen zu können…
Mein Wecker klingelt am 27. Juli um 6:30 Uhr. Ich versuche auf die Snooze-Taste zu hauen, aber der Wecker ist neu, ich finde sie nicht. Langsam dämmert mir der Grund für die jähe Unterbrechung meiner Nachtruhe am Sonntagmorgen: Es ist Wettkampftag. Die 10 Meilen von Köln. Meine Vorfreude ist ähnlich vernebelt wie der Rest meines Bewusstseins. Auf dem Weg ins Bad falle ich fast über Maddi, meinen temporären vierbeinigen Mitbewohner, schaffe es dann aber doch noch unverletzt die Kaffeemaschine zu bedienen. Wettkampffrühstück: Es gibt Haferschleim. Aus Angst vor Verdauungsproblemen mit Wasser anstatt von Milch. Maddi, der sonst immer hofft Teilen meines Frühstücks habhaft werden zu können, wirft mir heute nur einen mitleidigen Blick zu. Trotzdem satt geworden breche ich in Richtung Bahnhof auf, wo ich Gaelle, Mai und Matthias treffe. Der Blick aus dem Wohnungsfenster ließ in mir die Hoffnung keimen, einen eher kühleren Tag erwischt zu haben, aber bereits während der Hinfahrt beginne ich meinen Irrtum zu begreifen: Es ist drückend schwül. Wir holen die Startnummern ab, ziehen uns um und beginnen uns warmzulaufen.
Der Kurs führt 3 Runden am Rheinufer entlang, ist überwiegend flach und asphaltiert. Eigentlich optimal, aber es ist noch unangenehmer schwül als erwartet. Wir finden uns im Startbereich ein. Noch kurz mit Matthias verständigt: wir sind uns einig, eine 4:00 min/km wären traumhaft und schon geht es los. Ich fliege davon. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, ich bin viel zu schnell unterwegs. Auch meine Atmung signalisiert mir, ich kann dieses Tempo (3:35 min/km) unmöglich durchhalten. Ein Anfängerfehler, welcher sich noch bitter rächen konnte geht es mir durch den Kopf, also lasse ich von der ersten Verfolgergruppe (Plätze 2-5) abreißen und werde nach 3km bereits von der Gruppe rund um Matthias wieder eingesammelt. Gemeinsam gehen wir das weitere Rennen an.
Es verläuft unspektakulär, aber mit jedem Kilometer macht sich die frühe Trainingsphase und fehlende Tempohärte bei den unangenehmen Temperaturen schmerzhaft bemerkbar. Matthias ist direkt hinter mir und treibt mich so weiter dem Ziel entgegen. Bei Kilometer 13 muss ich Tempo rausnehmen, aber Matthias geht es genauso und so lassen wir die Gruppe ziehen. Nach mir schier unendlich erscheinenden Metern passieren wir schließlich die 15 km Marke und ich nehme noch mal alle Kraft für einen Schlusspurt zusammen. Das Ziel kommt näher. Die Uhr läuft gnadenlos weiter. Bei 1:05:58 stolpere ich über die Ziellinie und lasse mich erschöpft aber zufrieden auf die Wiese sinken. Der Ansager kündigt „Matthias von Aachen hat Ausdauer“ an, welcher in 1:06:14 die Ziellinie überquert.
Wir haben den elften und zwölften Platz in der Gesamtwertung erreicht. In Anbetracht der kurzen Vorbereitungszeit und widrigen äußeren Bedingungen sind wir hoch zufrieden. So läuten wir erschöpft aber zufrieden bei Bratwurst, Kaffee und Kuchen die Regeneration ein und freuen uns auf die weitere Vorbereitung auf den Frankfurt-Marathon im Herbst, welcher für uns beide das nächste große Ziel am Horizont ist.