42,2 km – der finale Satz

Freitag der 25. April 2014. Wir brechen auf nach Madrid. Auf dem Flug kommt es mir vor, als kündigten die Motoren der Flugzeugturbinen bereits leise donnernd den finalen Satz unserer Sinfonie an: Vorbereitet durch 9 Monate hartes Training, spannende Wettkämpfe und auch einigen individuellen Rückschlägen, sollte es endlich soweit sein: Wir wollten den Marathon in Madrid laufen. – Aber der Reihe nach.

Die Anreise nach Madrid haben wir individuell gestaltet, was in meinem Fall hieß, der Flug ging am 25. April um 7:00 Uhr morgens von Düsseldorf. Gemeinsam mit Sarah, Saskia, Marko, Paul und Michael brachen wir also donnerstagabends bereits nach Düsseldorf auf, wo wir von Markos Mutter feudal bewirtet wurden (Auch an dieser Stelle nochmal einen herzlichen Dank!). Um 4:00 Uhr morgens klingelte der Wecker und die eigentliche Reise gen Madrid begann. Der Flug war unspektakulär und so hieß es in Madrid angekommen fürs erste organisatorische Fragen zu klären, U-Bahn Tickets zu lösen und im Hostel einzuchecken. Glücklicherweise befand sich ein Supermarkt in unmittelbarer Nähe unserer Herberge, sodass wir nicht lange suchen mussten, um alles Nötige für unser erstes Picknick im Stadtpark einzukaufen. Das Mittagessen gestalteten wir in Hinblick auf die aufzufüllenden Kohlenhydratspeicher sehr ausgiebig und so schloss sich die Siesta ganz nach spanischer Manier beinahe automatisch an. Deutlich ausgeruhter und teilweise von der Sonne errötet machten wir uns schließlich auf den Weg unsere Startnummern in Empfang zu nehmen.

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Startnummernausgabe: Wir gewöhnen uns noch an die spanischen Sonne…

Uns der Marathonmesse nähernd, gewannen wir einen ersten Eindruck der Ausmaße des Marathons. Leichte Gänsehaut, Vorfreude! Das war schon was anderes, als die Provinzwettkämpfe, bei denen wir zur Vorbereitung gestartet waren. 30000 Läufer wurden erwartet. 21 Bands sollten an der Strecke spielen. Eine beeindruckende Kulisse! Die Startnummern, T-Shirts und Infomaterial in Petto konnten wir zurück im Hostel auch endlich unsere Betten beziehen. Zwischenzeitlich waren weitere Mitläufer von AhA im Hostel angekommen, sodass wir zum Abendessen schon eine ansehnliche Truppe waren.

Countdown minus 1 Tag vor dem Marathon. Statt der im Trainingsplan vorgesehenen lockeren 30 Minuten Jogging entschieden wir uns für einen Stadtbummel. Das war für mich schon eher Nebensache, die Gedanken kreisten um den Marathon. Mittagszeit – Pastaparty – hervorragend organisiert. Selbst ein Animationsteam haben die Organisatoren gebucht, sodass die Party ihrem Namen wirklich gerecht werden kann. Zurück im Hostel beschließen wir am Abend eine weitere Carboloading – Party zu veranstalten, wobei wir beim Kochen an die Grenzen der Hostelküche stoßen. Es gibt Kartoffeln mit Karotten, klingt simpel, ist es auch, erfüllt aber seinen Zweck als leicht verdauliche, schmackhafte finale Mahlzeit, was sich auch an den restlos geputzten Platten wiederspiegelte.

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Einkauf zur Carboloading – Party: Bepackt mit 25 kg Kartoffeln und Möhren auf dem Weg zurück ins Hostel.

Mit gut gefülltem Magen besprechen wir noch den Ablauf und die Fotopunkte, machen ein Gruppenfoto und gehen ein letztes Mal zu Bett vor dem großen Tag.

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Noch einmal schlafen, dann ist es soweit…

6:00 Uhr – der Wecker klingelt Marathontag! Ich bin sofort hellwach und stehe unter Strom. Die sonst normale und bekannte Morgendösigkeit,- nicht vorhanden. Anziehen, in die Küche und frühstücken. Es gibt Haferschleim mit Bananen. Umziehen, nochmal Foto, 8:30 Uhr. Die Marathonis begeben sich zum Start. Saskia, welche den früher startenden 10 km Lauf bestritt, hatte sich mit dem Support- und Fototeam bereits vorher an die Strecke begeben. Aufgrund der lausigen 8 Grad Außentemperatur mit aufgeschnittenen Müllsäcken bekleidet, geben wir ein relativ lustiges Bild ab. Die Sekunden bis zum Startschuss vergehen zäh wie Kaugummi. Aber pünktlich wie die Eieruhr ist es dann soweit. Der Startschuss! Menschenmassen setzen sich in Bewegung. Aufgrund einer gerade erst ausgestandenen Erkältung und Warnungen von allen Seiten bezüglich des Streckenprofils beschließe ich langsam anzugehen. Unter 200 Minuten sollten trotzdem drin sein, nehme ich mir vor. Los gehts! Gemeinsam mit Adrien fange ich an Läufer um Läufer zu überholen. Wir waren zu weit hinten gestartet und aufgrund der enormen Menschenmassen werden die Überholmanöver mitunter zu riskanten Stunts. Es ist voll auf der Strecke, aber die Atmosphäre ist super und so komme ich zumindest emotional in einen gewissen Flow. Fasziniert von Adriens unermüdlichem Enthusiasmus, mit dem er mehr die Zuschauer anfeuert als sie ihn, lasse ich mich von der Atmosphäre

mitreißen. Es läuft sich locker. 10 km sind durch. Erster verabredeter Fotopunkt.

 

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10 km: Vamos chicos!

Auf den letzten Drücker erkenne ich unsere Unterstützer. Dann sind wir schon vorbei. Plötzlich ist Adi weg und weil es so locker läuft, beschließe ich ein bisschen mehr Tempo drauf zupacken. Mittlerweile wird es wärmer und mein Halstuch wird zum Kopftuch. Getränkestation: Eine Hälfte trinken, die andere über den Kopf.  Es läuft sich immer noch sehr locker. Unseren zweiten Fotopunkt bei Kilometer 20 habe ich verpasst. Ich warte auf den Mann mit dem Hammer. Häufig kontrolliere ich meinen Puls. Alles bleibt in Ordnung. Der Einbruch kommt nicht. Wir nähern uns der 38 Kilometermarke, dem letzten verabredeten Foto- und Motivationspunkt. Es läuft weiterhin gut, trotzdem freue ich drauf. Man wird permanent angefeuert: „Vamos chicos!“ – aber die eigenen Fans sind etwas anderes. Schließlich ist es soweit. Das Feld hat sich gelichtet, sodass ich unsere Leute schon von weitem erkennen kann. Sie geben alles, also nehme ich mir vor, auch noch mal eine Schippe drauf zu legen. Die letzten 4 km fliegen vorbei. 3:15:07, Ziel erreicht! Ich kann es gar nicht richtig begreifen, aber das war’s. Der Marathon auf den wir uns 9 Monate vorbereitet hatten war schon vorbei. (Die Warnungen vor der profilierten Strecke kann man getrost in den Wind schlagen, wenn man Aachener Gelände gewohnt ist). Glücklich trotte ich durch die Verpflegungsstation, lasse mich fotografieren und begebe mich zum vereinbarten Treffpunkt.

Saskia erwartet mich bereits und ich kann mich mit gewechselten Klamotten auf die Wiese sinken lassen, um mich über die Proviantbeutel herzumachen. Die restlichen Zuschauer, sowie Matthias und Paul stoßen zu uns. Kurz darauf folgen Michael Marko Nils und Jannik. Alle sehen noch richtig frisch aus. Auch die Mädels, Sarah und Laura, machen noch eine richtig gute Figur. Das Training hat sich gelohnt.

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Alle im Ziel – Das Training hat sich gelohnt.

Schließlich sind wir alle komplett im Ziel angekommen. Eine starke Leistung! -Keiner musste Abbrechen, alle haben ihr Ziel erreicht! So richtig erfassen kann es noch keiner, aber das ist auch nicht notwendig. In ausgelassener Stimmung begeben wir uns ins Hostel und anschließend zum Essen in die Stadt.

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schnell noch ein Foto, bevor es zum Essen in die Stadt geht…

 

In den folgenden Tagen erlebt manch einer seine persönlichen Tageshighlights wenn er eine gehkranke alte Dame überholt oder auf die endlos erscheinenden Treppenstufen doch schließlich keine weitere mehr folgt.

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Nach dem Marathon: Die Treppenstufen im Hostel werden zur Herausforderung…

So individuell wie wir angereist sind, reisen wir auch wieder ab. Manchen ruft der Job und Alltag früher in die Heimat zurück. Andere genießen noch für eine Woche einen wundervollen Urlaub in Madrid. Und wie bei einem besonders schönen Film beschleicht mich mit den Schlussakkorden der Abspannmusik das Gefühl und die Hoffnung, dass eine Fortsetzung bereits in Planung ist…

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